Schleiertanz für Anfängerinnen und Fortgeschrittene
So gelingt der Einstieg Schritt für Schritt
Der Schleier gehört zu den beliebtesten Requisiten im orientalischen Tanz/Bauchtanz. Er erweitert die Bewegungsmöglichkeiten, verleiht dem Tanz eine besondere Dynamik und wirkt auf der Bühne durch seine fließenden Formen und Farben. In diesem Artikel möchte ich dir zeigen, was den Tanz mit dem Schleier ausmacht, welche Grifftechniken es gibt und warum er sowohl für Anfängerinnen als auch für erfahrene Tänzerinnen eine Bereicherung ist.

Herkunft und Geschichte
Der Tanz mit dem Schleier ist keine traditionelle Form des orientalischen Tanzes, sondern ein Fantasietanz, der sich im Laufe der Zeit entwickelt hat. Er wurde vor allem durch den Einfluss westlicher Tänzerinnen bekannt und hat sich in Shows und Bühnenauftritten etabliert.
Da es sich um einen Fantasietanz handelt, unterliegt er keiner bestimmten kulturellen Tradition. Musik und Kostüm können daher sehr individuell gewählt werden. Wichtig ist jedoch, bei der Musikauswahl eine bewusste Entscheidung zu treffen. Für Schleiertänze eignen sich klassisch-orientalische Stücke oder moderne Musik, traditionelle Folklore-Musik ist m. E. weniger passend.
In den klassisch-orientalischen Stücken wird der Schleier häufig als Entrée eingesetzt, um das Publikum visuell zu fesseln und die Tänzerin eindrucksvoll zu präsentieren. Danach wird der Schleier meist abgelegt, sodass die weitere Choreografie ohne Requisit getanzt werden kann.

Der Schleiertanz kann in ganz unterschiedlichen Formationen aufgeführt werden: als Solotanz, bei dem die Tänzerin ihre individuelle Ausdruckskraft entfaltet, als Duett, das mit synchronen oder asynchronen Bewegungen lebt, oder in einer Gruppe wo mehrere Schleier gleichzeitig ein eindrucksvolles Bühnenbild entstehen lassen. Jede Variante hat ihren eigenen Reiz und zeigt, wie vielseitig dieses Requisit eingesetzt werden kann.
Der Schleier als Tanzpartner
Ein Schleier ist mehr als nur ein Stück Stoff – er reagiert auf jede Bewegung und wird dadurch zu einem echten Tanzpartner. Form, Material und Größe haben einen großen Einfluss auf die Flugeigenschaften.
Für Anfängerinnen ist es oft leichter, mit einem halbrunden Schleier zu beginnen. Er lässt sich besser kontrollieren, und eine schmale Borte am Rand verleiht ihm zusätzliches Gewicht, wodurch er stabiler fliegt. Sehr leichte Materialien wie Seide sind für den Einstieg eher ungeeignet, da sie schwerer zu führen sind und schnell „verwehen“. Empfehlenswert sind stattdessen Schleier aus etwas festerem Chiffon oder Mischgewebe.
Auch die Größe spielt eine Rolle: Ein zu großer Schleier kann unhandlich wirken und die Bewegungen erschweren, während ein zu kleiner Schleier seine Wirkung auf der Bühne verliert. Die richtige Wahl erleichtert den Einstieg erheblich und sorgt für ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Tänzerin und Schleier.
Technik und Bewegung
Beim Schleiertanz wird der Schleier nicht nur durch die Bewegungen der Arme geführt, sondern der gesamte Oberkörper kommt zum Einsatz – etwa durch Seitneigungen und Rotation des Oberkörpers. Der Schleier wird harmonisch in die Bewegungen integriert und begleitet so die Tanzfiguren auf natürliche Weise. Grundtechniken sind weite Kreise, Schwünge, z. B. über den Kopf, Umhüllungen des Körpers oder das großflächige Ausbreiten mit beiden Armen. Wichtig ist, dass die Bewegungen fließend in die Tanzschritte und Figuren übergehen und nicht losgelöst wirken.
Ein besonderer Reiz liegt darin, den Schwerpunkt im Tanz zu variieren: Mal steht der Schleier im Vordergrund, während die Tänzerin bewusst in den Hintergrund tritt, mal rückt die Tänzerin stärker in den Fokus und der Schleier begleitet nur. Dieses Wechselspiel macht den Tanz abwechslungsreich und spannend.
Ebenso entscheidend ist die Art, wie der Schleier gehalten wird. Ein sicherer und gleichzeitig lockerer Griff ermöglicht es, den Schleier kontrolliert, aber nicht verkrampft zu bewegen. Für Anfängerinnen empfiehlt es sich, den Schleier so zu halten, dass er nicht zwischen den Fingern verrutscht, aber dennoch geschmeidig gleiten kann. Auch beim Tanz mit Doppelschleiern ist die richtige Grifftechnik ausschlaggebend, um die beiden Schleier unabhängig voneinander oder synchron bewegen zu können.
So hältst du den Schleier richtig

Einzelschleier Variante 1 – Scherengriff
Den Schleier zwischen Zeige- und Mittelfinger einklemmen.
Einzelschleier Variante 2
Der Schleier wird zwischen Daumen und Zeigefinger gelegt und zwischen Mittel- und Ringfinger geführt gehalten. Dieser Griff wird von Anfängerinnen oft bevorzugt.
Doppelschleier: „halber Häschengriff„
Ringfinger, kleiner Finger und Daumen halten einen Schleier.


Doppelschleier: Häschengriff
Zeige- und Mittelfinger halten den ersten Schleier.
Ringfinger, kleiner Finger und Daumen halten den zweiten Schleier
Um den Griff auf diesem Foto sichtbarer zu machen, habe ich den hinteren Schleier (pinkfarbenen Schleier) nach vorne gelegt. Der grüne Schleier gehört vor den pinkfarbenen Schleier.
So halte und führe ich meine Schleier im Tanz – das sind Techniken, die sich für mich in der Praxis bewährt haben. Natürlich gibt es viele andere Varianten, und jede Tänzerin findet im Laufe der Zeit die Griffweise, die am besten zu ihrem Stil und Bewegungsfluss passt.
Wichtig ist dabei, dass der Griff immer elegant und harmonisch wirkt, damit der Schleier die Bewegungen der Tänzerin auf natürliche Weise ergänzt.
Emotion und Ausdruck
Der Schleier bietet Tänzerinnen viele Möglichkeiten, Stimmungen auszudrücken. Mit leichten, schwebenden Bewegungen lässt sich eine Atmosphäre von Leichtigkeit erzeugen, während rasche Drehungen und kraftvolle Schwünge dynamisch und energiegeladen wirken.
Darüber hinaus kann die Tänzerin den Schleier liebkosten, zu sich heranziehen, wodurch sanfte, innige oder verträumte Momente entstehen. Das Wechselspiel zwischen kraftvollen und zarten Bewegungen macht den Tanz ausdrucksstark und vielseitig. Jede Tänzerin kann durch die Kombination von Technik und Ausdruck ihren ganz persönlichen Schleiertanz entwickeln.
Schleiertanz auf der Bühne
Auftritte mit Schleier beeindrucken das Publikum durch ihre optische Wirkung. Das Zusammenspiel von Farben, Stoffbewegung, Licht und Musik schafft eine besondere Atmosphäre. Der Schleier vergrößert die Silhouette der Tänzerin und lässt Bewegungen noch weicher oder dramatischer erscheinen. Er eignet sich besonders gut für den Beginn einer Show, wenn Spannung aufgebaut werden soll, oder als überraschendes Element in einer Choreografie. Auch die Wahl des Kostüms spielt eine Rolle: Farbe und Stoff des Schleiers sollten auf das Bühnenoutfit abgestimmt sein, um ein harmonisches Gesamtbild zu erzeugen.
Wenn du den Tanz mit dem Schleier selbst ausprobieren möchtest oder Interesse an einem meiner Workshops hast, freue ich mich über deine Nachricht. Ich biete regelmäßig Kurse und Workshops an, in denen du den Umgang mit dem Schleier von Grund auf erlernen oder deine Technik weiterentwickeln kannst.
